4. Erzählcafé am 30. April 2013

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Ein Bericht von Susanne Goldmann
Festlich zum Thema „Konfirmation früher und heute“ geschmückt empfing das Charlottenhaus in Waake am 30. April seine Besucher. Die Blumen hatte diesmal die Gärtnerei Manegold gestiftet und die "Jona-Fische" hatten zuvor die Kinder des Kindergartens gebastelt. Der Heimatverein hatte uns Fotografien aus verschiedenen Konfirmationsjahrgängen zur Verfügung gestellt und so konnten sich schon vor Beginn der Erzählungen die Besucher an den Bildern erfreuen, die dann auch gleich für Gesprächsstoff sorgten. Der Heimatverein würde sich übrigens freuen, wenn zukünftig noch weitere Konfirmationsbilder abgegeben würden!
Inge Curdt als Moderatorin eröffnete das Erzählcafé mit dem Gedicht von Erich Kästner „Der Konfirmand“. Als Erzähler präsentierten sich Frau Vielhauer sowie die gerade konfirmierten Jugendlichen Felix Diederich, Lukas Meier, Janis Lorenz, Clarina Paulisch und Juliane Trenckler.
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Doch was heißt Konfirmation eigentlich? In der Konfirmation bestätigen wir das von unseren Eltern während der Taufe getroffene Glaubensbekenntnis. Frau Vielhauer berichtete uns, dass die Konfirmation in ihrer heutigen Form erst ca. 300 Jahre besteht. Anfangs wurde man im Erwachsenenalter getauft, später als Kleinkind und heute sogar kurz vor der Konfirmation. Die Erneuerung des Taufgelöbnisses vor der Glaubensteilung fand in Form der Firmung statt. Im evangelischen Glauben entwickelte sich dann nach der Glaubenstrennung als Gegenpart die Konfirmation. Früher war Konfirmation gleichbedeutend mit Eintritt in das Erwachsenenleben, weil viele zu dem Zeitpunkt die Schule beendeten und ihr Arbeitsleben begannen.

Auf die Frage: „Wer hat entschieden, dass ihr zu Konfirmation geht?“, antworteten unsere Erzähler einstimmig, dass sie die Entscheidung ganz bewusst für sich gefällt haben.  Auf die Nachfrage aus dem Publikum „wo ist für euch der Unterschied zum Religionsunterricht“, erklärten die Erzähler, dass es beim Religionsunterricht mehr um das Wissen über die Religionen  geht, also eher global. Während im Konfirmationsunterricht es um die eigene Religion und den eigenen Glauben geht.

Früher gingen die Jugendlichen über einen Zeitraum einmal wöchentlich zum Konfirmationsunterricht. In den heutigen umfangreichen Schulalltag lässt sich der Konfirmationsunterricht nicht mehr so einfach integrieren. So wählt man den Samstagvormittag und die Konfirmandenfreitzeit als Unterrichtszeit. Um gleich einmal mit dem Vorurteil aufzuräumen, Konfirmanden würden nicht gerne die Gottesdienste besuchen: es gab bei den diesjährigen Konfirmanden zwei Mädchen, die während ihrer Vorbereitungszeit den Gottesdienst insgesamt 85-mal besucht haben.
Nach wie vor spielt bei der Vorbereitung auf die Konfirmation das Auswendiglernen eine Rolle. Im Unterschied zu früher, als ganze Lied- und Gebetstexte auswendig gelernt und abgefragt wurden, ist der heutige Unterricht so ausgelegt, dass die Jugendlichen sicher das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und Psalm 23 beherrschen. Die vielen von uns noch bekannte Prüfung vor der Konfirmation entfällt heute. Dafür wird der Vorstellungsgottesdienst von den Konfirmanden vorbereitet und durchgeführt. Früher war dieser Abschnitt der Konfirmandenzeit mit Spannung und Versagensängsten belastet, unsere heutigen Konfirmanden empfinden Stolz und Vorfreude auf die Präsentation ihrer Ausarbeitung während des Vorstellungsgottesdienstes. Als wichtige Lernziele beschrieben unsere Erzähler, dass sich wohlfühlen in der eigenen Kirche.

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Die Feier spielt bei den Konfirmanden und ihren Eltern auch heute eine wichtige Rolle. In einem Elternabend werden alle wichtigen Details, die den Rahmen betreffen, besprochen und geplant, denn es soll nach wie vor festlich sein. Die Kleiderfrage früher wurde durch die Eltern, dem Pastor und den äußeren Umständen bestimmt. Eine Besucherin berichtet, dass sie einen Ballen Stoff für das Konfirmationskleid geschenkt bekam. Die Farbe schwarz oder weiß dominiert bis heute noch bei der Kleiderwahl. Eine ganz besondere Erinnerung teilt eine weitere Besucherin mit uns. Zur Konfirmation musste sie ihr langes Haar lassen und bekam ihre erste Dauerwelle, über die sie sehr unglücklich war. Unsere männlichen Besucher berichten, dass sie zur Konfirmation die erste lange Hose oder auch den ersten Anzug bekamen.
Als Geschenke gab es früher Aussteuerbeiträge wie Handtücher, Bettwäsche, Besteck und vieles mehr. Als persönliche Geschenke lagen früher das eigene Gebetbuch, bestickte Taschentücher und Kreuzketten im Trend, wie mitgebrachte Geschenke aus dem Publikum zeigten. Die persönlichen Geschenke wie Schmuck gibt es auch weiterhin: auch Geldgeschenke sind sehr beliebt. Als Rituale wurden früher und auch heute die Ansprachen von Eltern, Paten und Konfirmanden während der privaten Feier genannt.
Als Abschluss des Erzählteils wurden gemeinsam die Lieder „Danke“, „Geh aus mein Herz und suche Freud“ und das bei den Konfirmanden beliebte Lied „Mercy ist falling“, gesungen.
Alles in allem ein schöner Nachmittag im gemeinsamen Miteinander von Konfirmanden von früher und heute bei Kaffee und Kuchen.